Energieleitbild 2020

Maßnahmenorientiertes Energieleitbild 2020 Grödig

Stand 11. Mai 2016

1. Einleitung

Energiepolitik und Klimaschutz spielen in Grödig schon seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle: 1990 ist Grödig dem Klimabündnis beigetreten, 1998 dem landesweiten e5-Programm. Aufgrund des großen Engagements wurde Grödig beim e5-Audit im Jahr 2008 mit vier von fünf möglichen „e“ ausgezeichnet. Diese hohe Auszeichnung ist das Ergebnis jahrelanger konsequent umgesetzter Energie- und Klimaschutzpolitik in Grödig. Die Gemeinde Grödig ist sich der daraus ergebenden besonderen Rolle als Vorbildgemeinde bewusst.
Hinter den Ideen und Projekten steht ein Team, das sich aus der Gemeindeführung, Verwaltungsmitarbeitern und Personen des Umweltausschusses zusammensetzt. Die vielen positiven Ergebnisse spornen das Team an, diesen Weg fortzusetzen, um ehest das fünfte „e“ zu erreichen.

Im Umweltausschuss sowie in Veranstaltungen mit dem Klimabündnis (Mobilitäts-Check) wurden laufend Ziele und Maßnahmen für die kommunale Energiepolitik der nächsten Jahre identifiziert und diskutiert. Abschließend wurde im Umweltausschuss am 19. April 2016 das vorliegende Energieleitbild präsentiert und abgestimmt und am 12. Mai 2016 von der Gemeindevertretung beschlossen.

An der Erstellung des Energieleitbildes haben mitgewirkt Bgm. Richard Hemetsberger AL Ing. Gerhard Freinbichler, Ing. Karl Schnöll-Reichl sowie die Mitglieder des Umweltausschusses DI Heinz Schierhuber, Anton Eibl, Markus Illinger, DI Eva Maria Knoll, Franz Roider, Marina Schlager,  Ing. Heidelind Steiner, Karolina Maric, DI Andreas Zunzer, Mag. Konrad Egger und Alexander Maric.

2. Grundsätzliche Ziele

Die Marktgemeinde Grödig mit mehr als 7000 Einwohnern bekennt sich zu ihrer Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung und sieht in der Umsetzung einer zukunftsfähigen kommunalen Energiepolitik einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Dieses Leitbild baut auf dem Leitbild aus dem Jahr 2007 und 2015 auf und liefert eine entsprechende aktuelle Orientierung für die kommunale Energiepolitik bis ins Jahr 2020 und darüber hinaus.
Grödig ist sich bewusst, dass die Erreichung der Ziele der Energiepolitik in der Gemeinde nicht unwesentlich von einer entsprechenden Gestaltung übergeordneter  Rahmenbedingungen (zB. EU-Gebäuderichtlinie, Ökostromgesetz) abhängt. Die Gemeindevertretung befürwortet daher Maßnahmen auf übergeordneter Ebene, die mit den Zielen des Energieleitbildes von Grödig im Einklang stehen bzw. orientiert sich aktiv im Sinn einer Verbesserung dieser Rahmenbedingungen.
Grödig ist sich seiner Verantwortung als energiepolitische Vorzeigegemeinde im Land Salzburg bewusst und strebt daher an, zu allgemeinen energie- und klimapolitischen Themen aktiv und engagiert aufzutreten.
Grödig möchte den eingeschlagenen Weg in Richtung einer energieautarken Gemeinde fortsetzen. Energieautarkie bedeutet dabei, dass die Gemeinde versucht, in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr von Importen sowie von fossilen Energieträgern weitgehend unabhängig zu werden. Die Erreichung dieses Ziels beruht auf zwei Prinzipien:

  • Senken des Energieverbrauchs
  • Steigerung des Einsatzes von erneuerbaren Energieträgern

Daher verfolgt die Energiepolitik der Gemeinde in den nächsten Jahren weiterhin die folgenden Schwerpunkte:

  • Erhöhung der Energieeffizienz,
  • Nutzung von lokalen/regionalen erneuerbaren Energieträgern
  • Förderung umweltfreundlicher Mobilität

Zur Erreichung der Ziele werden konkrete Maßnahmen angestrebt, die vor und während der Durchführung auf ökologische aber auch auf ökonomisch vertretbare Machbarkeit überprüft werden.
Die angeführten Maßnahmen sind als Ergänzung zu ohnehin bereits laufenden Aktivitäten der Gemeinde zu verstehen.
Die Gemeinde ist sich bewusst, dass zur Erreichung der angeführten Zielsetzungen jedes Jahr eine Evaluierung und Aktualisierung des  Maßnahmenkatalogs erforderlich ist. Der Umweltausschuss wird jeweils am Jahresende die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen bewerten und die Ziele für das Folgejahr vorschlagen.

3. Maßnahmenkatalog 2020

3.1. Erhöhung der Energie-Effizienz

1Mustergültige Standards für kommunale Gebäude, energieoptimierte SanierungNeubau von Gemeinde-Gebäuden gemäß klima:aktiv-Passivhausstandard
Nach Fertigstellung des Gemeindeamtes im Jahre 2010 (Passivhaus-Standard) steht derzeit der Neubau des Kindergartens in Fürstenbrunn an. Darüber hinaus sind laufend Sanierungen bzw. Erweiterungen an den bestehenden Gemeindegebäuden erforderlich (Seniorenheim, Volksschule, Neue Mittelschule, Montessori-Gymnasium, Heimathaus, Feuerwehrzeugstätte, Museum,..). Eine konsequente Anwendung des bestehenden energetischen Mindeststandards für Gemeindegebäude wird als selbstverständlich erachtet, die Ausführungen sind am mustergültigen Standard des neuen Gemeindeamtes auszurichten (z.B. klima:aktiv- Passivhausstandard). Für alle kommunalen Gebäude werden Energieausweise erstellt und öffentlich kommuniziert; im privaten Bereich wird angestrebt, dass 70% der Gebäude bis 2020 einen Energieausweis haben.
2016-2020Verantwortlich: Bauamt/Energieberatung


2Wärmeproduktion mit erneuerbaren EnergiequellenErhöhung des Anteils Erneuerbare Energie (Wärme, Strom) auf Gemeindegebiet
Zur Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energie auf Gemeindegebiet soll die Umrüstung/Erneuerung von alten Öl-Heizkesseln auf erneuerbare Energieformen (zB. Pellets, Anschluss an Nahwärme oder Solar) gefördert werden, Aktionen und Informationen mit örtlichen Installationsbetrieben; das Potenzial von Solaranlagen soll durch einen entsprechenden Kataster im Gemeindegebiet untermauert werden. Nahwärmekapazität ausweiten.
2016-2020Verantwortlich: Bauamt/Gewerbe


3StraßenbeleuchtungEinsatz von energieeffizienten Leuchtmitteln
Im Gemeindegebiet sind mehr als 500 öffentliche Lichtpunkte zu warten. Es wurde bereits mit dem Austausch von alten Beleuchtungsanlagen begonnen, wo neue Technologien zum Einsatz kommen (LED). Die Erneuerung der Anlagen sowie die Verdichtung mit Lichtpunkten wird fortgesetzt, sodass zukünftig jährlich mit 60% Stromersparnis gegenüber den alten Natriumlampen zu rechnen ist.
2012-2017Verantwortlich: Bauamt

3.2. Nutzung lokale/regionale Energieträger

4Aktionsprogramm Energie, EnergiethemenparkRegelmäßige Information in der Gemeinde über Energieffizienz-möglichkeiten, Schwerpunktaktionen
In den lokalen Medien (Gemeindeinformation, Gemeindehomepage, Flachgauer Bezirkszeitung) werden regelmäßig Informationen zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energieformen gegeben. Darüber hinaus werden Schwerpunktaktionen (Thermografieaktion, Solaranlagen für Warmwasser, Wärmedämmung, Fenstersanierung) mit örtlich ansässigen Professionisten angeboten. Die Gemeindeförderungen sollen zur Umsetzung von Energiespar-maßnahmen motivieren. Sie werden daraufhin evaluiert und gegebenenfalls verbessert. Einmal im Monat wird eine kostenlose Energieberatung im Gemeindeamt angeboten; dieses Service bleibt weiterhin bestehen. Im Gemeindepark neben dem Almkanal soll die Geschichte des fast 900-jährigen Almkanals im Rahmen eines dauerhaften Energiethemenparks dargestellt werden: vom Wasserrad zur Turbine, Stromerzeugung, Industrieansiedlungen sowie die Fortsetzung der Infotafeln von Gneis, etc. Im Untersbergmuseum soll eine kompakte Darstellung der erreichten e5-Meilensteine die Bedeutung für die Gemeinde dokumentieren. Mehrmals jährlich Aktionstage in der Gemeinde zu Energie- und Mobilitätsthemen veranstalten (Tag der Sonne, Wer-radelt-gewinnt, Radbörse, Radreparaturangebote, öffentlicher Verkehr,…)
2016-2020Verantwortlich: Gemeinde, Umweltausschuss


5Regionale EnergiegewinnungKleinwasserkraftwerke am Almkanal, Trinkwasserkraftwerk Untersberg
Durch eine verstärkte Nachfrage nach Stromdienstleistungen (wie zB Elektromobilität) kommt der regionalen Stromerzeugung größere Bedeutung zu. Es soll daher das Potenzial der Stromerzeugung aus Wasserkraft des bestehenden Almkanals untersucht werden. Weiters sind die Möglichkeiten eines Trinkwasserkraftwerkes bei der Grödiger Wasserversorgung aus Untersbergquellen zu evaluieren. Auch die Nutzung des ehemaligen Wasserkraftstandortes in Fürstenbrunn soll in die Überlegungen einbezogen werden.
2012-2020Verantwortlich: Gemeinde, SIR


6Bürgerbeteiligung Photovoltaik, Modell „Zwischenwasser“Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Gemeindegebäuden, Photovoltaik auf Ein- und Mehrfamilienhäusern nach Modell „Zwischenwasser“ unterstützen
Grödig betreibt bereits seit dem Jahr 2000 eine Photovoltaikanlage auf dem Seniorenheim. In unmittelbarer Umgebung des Seniorenheims befinden sich Volksschule, Neue Mittelschule und Multifunktionales Zentrum, wo sich ebenfalls die Dächer für Photovoltaikanlagen eignen würden. Der gewonnene Strom könnte in diesen Gebäuden verbraucht werden, sowie zur Aufladung von Batterien und Akkus Gemeinde eigener Geräte genommen werden oder auch an einer öffentlichen Ladestation untertags von jedem Bürger genutzt werden. Umsetzung des Modells „Zwischenwasser“ zur Einführung privater Photovoltaiknutzung: Auswahl/Vorschlag geeigneter Installationsbetriebe und Finanzierungsmodelle mit einer Bank, Informationsveranstaltung und Öffentlichkeitsarbeit.
2015-2017Verantwortlich: Bauamt, Umweltausschuss

3.3. Sanfte Mobilität

7Verkehrsberuhigung Ortszentrum, lebenswertes GrödigRückgewinnung der Straße als Lebensraum
Unabhängig von Autobahnanschluss- bzw. Ortsumfahrungslösung soll eine Prüfung der Übertragbarkeit des Schweizer Beispiels "Gemeinschaftsstraße" erfolgen. Die "Gemeinschaftsstraße" verfolgt das Prinzip der "Friedlichen Koexistenz aller Verkehrsteilnehmer durch Temporeduktion und Gestaltung". Es erfolgten bereits Besichtigungen von solchen Verkehrszonen in Thalgau, Gleinstätten und Graz. 2015 wurde unter Einbindung der Bürger bereits der Kreuzungsbereich Marktstraße - Dr.-Richard-Hartmann-Straße als verkehrsberuhigte Zone gestaltet. Die Verkehrsberuhigung soll weiter ins Zentrum von Grödig über Marktstraße – Marktplatz und Hauptstraße bis Heimathaus ausgedehnt werden. Neben der Gestaltung der Verkehrszone sind speziell die Radfahrer im Gemeindegebiet zu berücksichtigen: es soll das Radwegenetz so erweitert werden, dass typische Fahrstrecken sicher und möglichst direkt bewältigt werden können (ua. Gartenauer Straße, in Glanegg an der Landesstraße, etc.)
2015-2017Verantwortlich: Umweltausschuss, Bauamt


8Öffentlicher Verkehr BusJahreskarten stützen, Verbesserungsvorschläge aus der Bürgerbefragung umsetzen, Citybus einführen
Grödig ist als Stadtrandgemeinde mit den Buslinien 21, 25, 28, 35 u. 840 sehr gut mit der Stadt Salzburg verbunden. Die Linie 35 stellt darüber hinaus eine Querverbindung zwischen den Ortsteilen Fürstenbrunn, Grödig, Eichet und St. Leonhard her sowie in die Nachbargemeinde Hallein-Rif/Taxach mit Umsteigemöglichkeit in den Postbus 170. Die Intervalle sind großteils im 20 min Abstand, in Spitzenzeiten auch kürzer. Um die Grödiger verstärkt zum Umstieg vom Privat-PKW auf den öffentlichen Bus zu motivieren, sollte es für Jahreskartenbesitzer weiterhin einen Zuschuss von € 100,- geben. Durch die im Jahr 2015 durchgeführte Bürgerbefragung zum öffentlichen Verkehr wurden viele Verbesserungsvorschläge dokumentiert, die nun mit dem Verkehrsverbund; den Busbetreibern und Nachbargemeinden abzustimmen und zu realisieren sind (Linie 5 bis St.Leonhard, Linie 28 über Alpenstraße als Hauptlinie statt Linie 25, einfachere Linienführug 35, …). Neben der Anpassung von Fahrplan oder Linienführung soll vor allem auch die Tarifgestaltung (nur 1 Zone Grödig, Vorverkauf, …) mit dem SVV und der Landesregierung verhandelt werden. Da auch außerhalb der Betriebszeiten der Linie 35 Bedarf für eine Verkehrs-verbindung zwischen den Ortsteilen besteht, soll die Einführung eines „City-Taxis“ geplant werden. Nach Abstimmung mit Gastronomie und Tourismusverein soll als erster Schritt ein Konzept erstellt werden. Carsharing möglichst mit E-Autos soll im Gemeindegebiet angeboten werden.
2015-2020Verantwortlich: Umweltausschuss, Gemeinde


9RegionalstadtbahnBeteiligung am Verkehrsprojekt
Grödig befürwortet das Projekt der Regionalstadtbahn Mondsee – Berchtesgaden. Obwohl derzeit Grödig offenbar nicht bei einer ersten möglichen Ausbaustufe Salzburg – Anif - Hallein berücksichtigt wird, ist die Trasse für die Bahn durch Grödig auch langfristig freizuhalten, damit diese Chance auch zukünftig realisierbar bleibt.
2012-2020Verantwortlich: Bürgermeister, Raumplanung

4. Jährliche Berichterstattung über Maßnahmenumsetzung

2016:

  1. Mustergültige Standards für kommunale Gebäude, energieoptimierte Sanierung
    Sanierung Seniorenheim – Einbau von Wohnraumlüftungen.
    Planung für Kindergarten Fürstenbrunn abgeschlossen, Entscheidung über Holzbau, Baubeginn .., geplante Fertigstellung …
  2. Wärmeproduktion mit erneuerbaren Energiequellen
    Xx Heizanlagen von von Gas-/Ölbetrieb auf erneuerbare Energieformen umgestellt: Stückholz xx, Pellets xx, Luft-Wärmepumpe .., Erd-Wärmepumpe xx, ..
  3. Straßenbeleuchtung
    Fortsetzung der Umstellung auf LED-Leuchtmittel
  4. Aktionsprogramm Energie, Energiethemenpark
    Energiesparhinweise und Informationen in jeder Gemeindeinfo. Allgemeine Hinweise in der jährlichen Gemeindebroschüre (Abfall, Energiethemen, Förderungen,..)
  5. Regionale Energiegewinnung
    Trinkwasserkraftwerk St.Leonhard
  6. Bürgerbeteiligung Photovoltaik, Modell „Zwischenwasser“
    Im Zug der Sanierung NMS wurde PV-Anlage mit .. kWP am Dach installiert…
    Informationsveranstaltung Modell Zwischenwasser…
  7. Verkehrsberuhigung Ortszentrum, lebenswertes Grödig
    Ankauf der Liegenschaften Marktstraße 5a und Kaiser-Kar-Str.1 im Ortszentrum, Planung der Marktplatzgestaltung…offizieller Radweg entlang Gartenauer Straße.
  8. Öffentlicher Verkehr Bus
    Jahreskartenförderung von € 3.800 für 38 Jahreskarten ausgeschüttet
  9. Regionalstadtbahn
    Freihalten der zukünftigen Trasse vor Bebauung